Dokumentarfilm, D 2010, 60 min, Regie: Gökhan Bulut, Cem Kaya
Arabesk-Musik, die Subkultur der Landflüchtlinge in den 70er und 80er Jahren, ist wohl die bedeutendste und umstrittenste popkulturelle Bewegung der Türkei. Ihr Einfluss beschränkt sich nicht nur auf Musik, sondern dehnt sich auf einen gesamten Lebensentwurf aus. Gebrandmarkt als minderwertige Migrantenmusik, die in den Arbeiter-Ghettos der großen türkischen Metropolen wie Istanbul Popularität erlangte, wurde Arabesk seit ihrer Entstehung von den Macht-Eliten des Landes wegen ihrer weinerlichen, den Schmerz verherrlichenden Texte stets verachtet und ignoriert.
Doch Arabesk-Musiker verstanden es, die verstaubten Regeln der türkischen klassischen Musik aufzubrechen, sie mit Folklore, modernen Instrumenten, arabischen Rhythmen zu kombinieren und dadurch einen zeitgenössischen, urbanen Sound zu kreieren, der Sorgen und Ängste der entwurzelten und verarmten Massen ausdrückte, die mit ihrem neuen Leben in den Großtädten nicht zurechtkamen.
Im Zuge neoliberaler Veränderungen in den 80er Jahren verstanden es Arabesk und seine Interpreten, sich den gesellschaftlichen Veränderungen so sehr anzupassen, dass die meisten der berühmten Arabesk-Musiker heute die Interessen und den Geschmack der neuen herrschenden Schicht bedienen.
Filmemacher Gökhan Bulut und Cem Kaya versuchen in ihrem Dokumentarfilm »Arabesk – Gossensound und Massenpop« die Erfolgsgeschichte und Wandlung der Arabesk-Musik von ihren Anfängen in den Vororten der Industriemetropolen bis in die Pop-Charts unserer Gegenwart nachzuzeichnen.
Sa | 08.10. | 21:15 Uhr | in Anwesenheit des Regisseurs Cem Kaya |
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