Leni Riefenstahl gilt als eine der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts. Ihre ikonografi-schen Bildwelten von »Triumph des Willens« und »Olympia« stehen für perfekt inszenierten Körperkult, für die Feier des Überlegenen und Siegreichen. Und zugleich auch für das, was diese Bilder nicht erzählen: die Verachtung des Unvollkommenen, des vermeintlich Kranken und Schwachen, der Überlegenheit der einen über die anderen. Die Ästhetik ihrer Bilder ist präsenter denn je – und damit auch ihre Botschaft?
Der Film geht dieser Frage anhand der Dokumente aus Riefenstahls Nachlass nach – privaten Filmen und Fotos, aufgenommenen Telefonaten mit engen Wegbegleitern, persönlichen Briefen. Bild für Bild, Facette für Facette legt er Fragmente ihrer Biografie frei und setzt sie in einen erweiterten Kontext von Geschichte und Gegenwart.
Riefenstahls Hang, die Schönheit durchtrainierter Körper zu zelebrieren, beginnt nicht erst in den 1930er Jahren. Als »Wunschsohn« ist sie der brutalen Erziehung ihres Vaters ausgeliefert. In den 1920er Jahren setzt sich diese »Schulung« an ihren Filmsets fort. Sie will mit ihren Schauspiel-Kollegen mithalten – allesamt Männer, die den Ersten Weltkrieg als eine großartige Zeit verklären. Und die bereit sind, sich »vor der Fahne des Führers« zu versammeln.
Mit den Bildern aus »Triumph des Willens« beschreibt sie sich selbst: Organisierte Kraft und Größe, Demonstration des kontrollierten Körpers, auf Sieg getrimmt. Ihre strikte Leugnung, die Wechselwirkung ihrer Kunst mit dem Terror des Regimes nach dem Krieg anzuerkennen, ist mehr als nur eine abgewehrte Schuld: In persönlichen Dokumenten trauert sie ihren »gemordeten Idealen« nach.
Damit steht sie für viele, die in Briefen und aufgenommenen Telefonaten ihres Nachlasses von einer ordnenden Hand träumen, die endlich mit dem »Scheißstaat« aufräumt. Dann würde auch ihr Werk eine Renaissance erfahren, in ein, zwei Generationen sei es so weit. – Was, wenn sie recht behalten?
Leni Riefenstahl is considered one of the most controversial figures of the twentieth century. Her films “Triumph des Willens” (“Triumph of the Will”) and “Olympia” epitomise perfectly staged body worship and the celebration of the superior and victorious. At the same time, these images project contempt for the imperfect and weak. Riefenstahl’s aesthetics are more prevalent today than ever—but does the same hold true for their underlying message?
The film explores this question using documents from Riefenstahl’s estate, including private films, photos, letters, and recordings. It uncovers fragments of her biography and places them within a broader historical context. How could Riefenstahl rise to become the Reich’s leading filmmaker while persistently denying any close ties to Hitler and Goebbels? In personal documents, she laments her “murdered ideals.”
Riefenstahl reflects many post-war Germans who, through letters and recorded telephone calls from her estate, yearn for an authoritative figure to restore order to the “shit-hole state”. They believe that this restoration could bring about a renaissance of her work—a possibility that might come to fruition in a generation or two. What if they are right?
Director’s Statement
Now as then Riefenstahl’s visual worlds are about triumph. Triumph over doubt, ambivalence, supposed weakness and imperfection. Thus, looking at the world today, a film about Riefenstahl became an urgent necessity for me. Riefenstahl’s extensive legacy, reinterpreted in the light of her private estate, offered the opportunity for a new take on the timeless attraction of imperial greatness and its need for the glorification of muscular, perfect and victorious bodies, an urge that is on the rise again today.