Am 11. November jeden Jahres wird am Soldatenfriedhof von Wahala / Chra (Togo) feierlich der 1914 hier gefallenen Soldaten und des Waffenstillstands, mit dem 1918 der Erste Weltkrieg endete, gedacht. Im August 1914, kurz nach der Schlacht an der Chra zwischen deutschen und französisch-britischen Kolonialtruppen, wurde ca. 50 km weiter nördlich die erste deutsche Kapitulation des Ersten Weltkrieges unterzeichnet. Sie bedeutete die faktische Aufgabe des damals gerne als »Musterkolonie« bezeichneten Deutsch-Togoland.
Aber die Geschichte von Wahala reicht weiter zurück als 1914, und schon der Name des Ortes erinnert an seine schmerzhafte Vergangenheit: 1903 schuf die deutsche Kolonial-Administration nahe des Flüsschens Chra eine »Besserungssiedlung«, in der Personen, die der kolonialen Ordnung wegen »Unbotmäßigkeit« im Wege waren, zwangsangesiedelt wurden. Kabiye, Losso, Konkomba, Gurma, Mossi, Kotokoli, Akposso, Moba und Angehörige anderer Völker wurden aus ihren Heimatorten, die zumeist Hunderte Kilometer weiter nördlich lagen, hierher gebracht. Wahala / Chra: Stimmen der Vergangenheit brechen sich in Bildern der Gegenwart.
Anmerkung des Regisseurs Jürgen Ellinghaus:
Mein Film schlägt eines der vielen unbekannten, verdrängten oder vergessenen Kapitel der afro-europäischen Vergangenheit auf. Bilder aus der togolesischen Gegenwart überlagern sich mit über hundert Jahre alten Zeugnissen aus der Zeit, zu der die europäische koloniale Expansion ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Filme mit historischen Inhalten sind heute in der Dokumentarfilmproduktion Togos oder anderer westafrikanischer Länder noch eher die Ausnahme. In einem Kontext, in dem die mündliche Überlieferung historischer Ereignisse ihren traditionellen Platz in afrikanischen Gesellschaften mehr und mehr verliert, stoßen sie heutzutage jedoch vor allem bei jüngeren Menschen auf wachsendes Interesse.