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Musikfilm-Special

Soundwatch – Music Film Festival Berlin präsentiert:

Soundwatch Bonus Tracks

Deutsche Pop Zustände – German Pop and Circum­stance

mit Buch-Präsentation »Testcard #27: Rechtspop«

Samstag, 1. Juni, 19:00 Uhr

Gäste: Dietmar Post (Regie »Deutsche Pop Zustände«), Veronika Kracher (Autorin »Testcard #27 Rechtspop«)

Am 9. Juni 2024 wird mit der Europawahl ein weichenstellendes Wahljahr eingeläutet. Es folgen Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in den USA u.a. Rechtsextremistische Parteien gewinnen an Zuspruch, auch bei jungen Wähler*innen. Früher zeigten Jugend- und Popkulturen eher emanzipatorische und solidarische Tendenzen auf; heute findet man auch in Popmusik und Internetkultur verstärkt anti-demokratische und ausgrenzende Botschaften, die durch sinnentleerten rebellischen Gestus jüngere und von linker Politik enttäuschte Menschen ansprechen wollen. Ursachen und mögliche Gegenstrategien möchten wir mit diesem Programm untersuchen.

In super election year 2024, with the European Parliament and state parliamentary elections in Brandenburg, Saxony and Thuringia as well as the presidential and congressional races in the U.S., the threat of rightwing extremist parties gaining seats looms large. In recent years, these parties have also increasingly reached young voters who traditionally had voted left of center. A factor is the increase of exclusionary and anti-democratic messages gaining traction in the realm of pop and youth culture, which until recently leaned more towards more even vague ideas of emancipation and solidarity.
With a screening of documentary German Pop and Circumstance and presentation of recently published book “Testcard #27 Rechtspop”, we hope to open a space for discussing causes of and possible strategies to counteract this swing to the right.

Film

Deutsche Pop Zustände

Dokumentarfilm, D 2016, 82 min, Regie: Dietmar Post & Lucía Palacios, mit Sookee, Wilhelm Heitmeyer, Chaoze One, Henryk Gericke, Jonas Engelmann, Jan Raabe u.a.

Anna Groß und Sookee

Ein Dokumentarfilm über das Zusammenspiel von Popkultur und rechter Ideologie, der die Entwicklung nationalistischer Musik seit den späten 1970er Jahren in Deutschland reflektiert.

Jahrzehntelang galt Popkultur als modern und emanzipatorisch, längst aber ist sie Teil der gesellschaftlichen Mitte und hat sich merklich nach rechts geöffnet: Die Übergänge zwischen Mainstream und neonazistischen Ideologien sind inzwischen fließend.

Im ersten Bekennervideo des NSU werden die Songs »Am Puls der Zeit« und »Kraft für Deutschland« der populären Rechtsrock-Band »Noie Werte« zur musikalischen Untermalung des Gezeigten verwendet. Musik spielte im NSU um Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe eine zentrale Rolle. Von ihnen ist bekannt, dass sie in der subkulturell geprägten neonazistischen Szene politisiert wurden und häufig auf Konzerte gingen.

Die rechtsextreme Musikszene, speziell das Netzwerk um »Blood & Honour«, hat später die untergetauchten mutmaßlichen NSU-Terroristen unterstützt. Die Szene baut zunehmend auf die mobilisierende Wirkung der Musik. Eine Idee, die sich auch die NPD zu eigen machte: Seit 2004 sucht sie »die Herzen von Jugendlichen durch Musik zu erobern«, indem sogenannte Schulhof-CDs an deutschen Schulen verteilt werden. Bis heute beschreiben diese CDs sehr genau den ideologischen Ist-Zustand rechter Musik.

Dietmar Post und Lucía Palacios zeichnen diese Entwicklungen nach und stellen Verbindungen zu sozialen und politischen Entwicklungen in Deutschland seit den späten 1970er Jahren bis in die Gegenwart her. Ähnlich wie in ihrem von ZDF/3sat koproduzierten pop-historischen Dokumentarfilm »Monks – The Transatlantic Feedback«, der 2008 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, arbeiten die Autoren auch in ihrem neuen Film mit Gesprächen, akribisch recherchiertem Archivmaterial und kommentarlos.

Für ihren Film haben sie Poptheoretiker und Soziologen, Musiker und Label-Vertreter sowie einen Aussteiger aus der rechten Szene und einen Ausstiegsberater mit einer umfangreichen Sammlung musikalischer Beispiele besucht und diese von ihnen analysieren, kommentieren und einordnen lassen.

“German Pop and Circumstance” is a documentary film about the interplay between pop culture and extreme right ideology.


For decades, popular culture was considered modern and emancipatory but in reality it has long been part of the center of society and noticeably opened itself up to the right-wing. Pop music played a central role to the neo-Nazi terror cell NSU (National Socialist Underground). Their members were politicized within the subculture of the far-right music scene.



Dietmar Post and Lucía Palacios establish connections to the socio-political developments in Germany from the late ’70s to today.



Similar to its pop-historical documentary “Monks – The Transatlantic Feedback”, which in 2009 was awarded the Adolf Grimme Prize (German TV-Oscars), the authors also work in this film without a narrator by using instead intensive conversations and meticulously researched archive material, establishing a dialogue between pop theorists, sociologists, musicians, label owners and protagonists of the right-wing scene.

Buch

Testcard #27: Rechtspop

Ventil Verlag, Frankfurt, 2023, herausgegeben von Roger Behrens, Jonas Engelmann, Frank Apunkt Schneider, Laura Schwinger, Anna Seidel, Jana Sotzko, Holger Adam, Johannes Ullmaier, Christian Werthschulte

Buchtitel Testcard #27 – Rechtspop

Zukunft statt Vergangenheit, bunt statt braun, Plastik statt Kruppstahl, Spiel statt Arbeit, Mode statt Uniform, Witz statt Härte, Love statt Hass, Individualismus statt Volksgemeinschaft, Sexyness statt Männlichkeit, Rock’n’Roll statt Gleichschritt, Cool statt Kälte … Pop war einmal entstanden inmitten der Trümmer, die Faschismus und Krieg hinterlassen hatten: Mit der Verteidigung einer besseren Welt sollte der Fortschritt wieder in Gang gesetzt werden, um das Leben für alle »different and appealing« zu machen. Doch irgendwann ist Pop scharf rechts abgebogen – die neue Ausgabe der testcard betreibt Ursachenforschung.

Faschismus – das war die geschlossene Gesellschaft des Gehorsams. Pop dagegen galt als antifaschistische Kultur – ohne den Antifaschismus politisch benennen zu müssen, ohne den Antifaschismus gesellschaftlich zu praktizieren; es reichten die entsprechenden Symbole. Was in den 1950ern aus den USA nach Europa kam, schien eine offene Gesellschaft zu versprechen, appellierte an die Mündigkeit – und erlaubte den Jugendlichen einen Ungehorsam, um sich auszuprobieren, um Neues zu wagen, um sich selbst zu entdecken.

Heute haben sich die Zeichen umgekehrt, die Rechte hat den Pop für sich entdeckt. Doch wie ist es zu dieser Bedeutungsentwertung von Popkultur gekommen? Dieser Frage geht die testcard in zahlreichen Artikeln nach.

Pop was once born in the midst of the ruins left behind by fascism and war: with the defense of a better world, progress aimed to make life “different and appealing” for everyone. But at some point, Pop took a sharp turn to the right – the new issue of “Testcard” investigates the causes.

Fascism – that was the closed society of obedience. Pop, on the other hand, was regarded as an anti-fascist culture – without having to name anti-fascism politically, without having to practice anti-fascism socially; the corresponding symbols were enough. What came to Europe from the USA in the 1950s seemed to promise an open society, appealed to maturity – and allowed young people to be disobedient, to dare to try new things, to discover themselves.

Today, the signs have reversed and the right has discovered Pop for itself. But how did this devaluation of the meaning of pop culture come about? Numerous articles in “Testcard #27 – Rechtspop” explore these questions in depth.

Soundwatch Bonus Tracks –
eine Musikfilm-Reihe, präsentiert vom Soundwatch Music Film Festival Berlin.
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Juli

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Sa 06.07.

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