Es gibt in diesem Jahr gleich mehrere Anlässe, den Film »Supermarkt« zu feiern und wieder zu entdecken:
Der Film wurde vor 50 Jahren in Hamburg uraufgeführt, Roland Klick hatte am 4. Juli seinen 85. Geburtstag, und der Film liegt erstmals in 4K vor.
Der Hauptgrund, den Film wieder aufzuführen ist aber ein anderer: seine zeitlose Qualität! Der Film ist der Maßstab dafür, was im deutschen Film möglich ist.
Roland Klick hat die einfache Formel »Kino = Film und Publikum« aufgestellt, was ihm in den 70er Jahren zum Verhängnis wurde. Ans Publikum zu denken war verpönt. Aus heutiger Sicht ist »Supermarkt« ein politischer Thriller, der spannend und intelligent unterhält. Genau das, was wir uns vom Kino versprechen.
Willi ist 18 und lebt auf der Straße. Ohne Orientierung lässt er sich durch die Stadt treiben, immer auf dem Sprung. Er begegnet Menschen wie dem Journalisten Frank, der ihm helfen möchte, oder dem schmierigen Kleinganoven Theo, der ihn auf den Strich schicken will. Als Willi Monika trifft, der es noch schlechter geht als ihm, will er ihr helfen, denn sie will nichts von ihm und er kann ihr was geben…
»Supermarkt« ist, mit Roland Klicks Worten, »ein Film über die Kunst, mit einer eisernen Scheckkarte einkaufen zu gehen«. Ein Actionthriller aus dem Großstadt-Dschungel, in der Tradition von Filmen wie Scorseses »Taxi Driver« oder »Mean Streets«.
Hinter der Kamera stand der damals noch unbekannte Jost Vacano, der später für die spektakulären Kamerafahrten in Wolfgang Petersens »Das Boot« verantwortlich war und dann mit Paul Verhoeven in Hollywood Karriere machte. Der Titelsong »Celebration« war Marius Müller Westernhagens erste Single. Am Schlagzeug: Udo Lindenberg.
Der Film wurde 1974 mit dem Deutschen Filmpreis für die Beste Regie und die Beste darstellerische Leistung (Walter Kohut) ausgezeichnet.
Auf der diesjährigen Berlinale zeigte die Retrospektive »Supermarkt« in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Eva Mattes und des Hauptdarstellers Charly Wierzejewski.