Wie ist es, als Junge geboren zu werden, der eigentlich ein Mädchen werden sollte? Wie ist es, in die Unterschicht, ins Prekariat, in die Klasse von Arbeitern, Handwerkern, Bauern und ungelernten Fabrikarbeiterinnen Mitte der 60er Jahre in der westdeutschen Provinz hineingeboren zu werden? Wie ist es, diesen vorgezeichneten tradierten Weg verlassen zu wollen und mit dem Wunsch und der Hilfe von Literatur, Theater und Kunst die Herkunft aus der man kommt hinter sich zu lassen, um in eine andere Klasse, die einem fremd anmutet »aufzusteigen«? Es ist ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen. Es heißt, man benötigt vier Generationen, um die Klasse zu wechseln.
Der Film »Klassenkampf« thematisiert die Klassenpolitik und erzählt ganz subjektiv anhand der Biographie des Regisseurs das Porträt einer sozialen Herkunft und stellt nebenbei stellvertretend und exemplarisch für viele, die aus den unteren Schichten der Gesellschaft stammen, die Klassenfrage.
Der Film feierte Premiere im Deutschen Wettbewerb auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival München 2021.
»Landschaft – Dorf – Haus – Familie – Ich. Hineingeboren in eine Welt, in der Urteile längst gesprochen schienen. Aufgewachsen in der Schwäbischen Alb. Der Filmemacher Sobo Swobodnik erforscht sein Herkunftsmilieu. Dabei führt ihn die Analyse des sozialen Gewebes, in das er verstrickt ist, zu der Einsicht, dass die Mechanismen der Kindheit im Erwachsenenalter fortwirken. Doch nicht nur das: Auch mit neuen Schamgefühlen hat der Milieuflüchtige täglich zu kämpfen. Das Porträt einer sozialen Herkunft, verwoben mit einem Exkurs zum Thema Klassenpolitik. Als Alter Ego des Regisseurs führt die wunderbare Schauspielerin Margarita Breitkreiz durch den Film (Achtung: V-Effekt!). Die Geschichte einer Menschwerdung.«
(Ina Borrmann, DOK-Fest München)