Das Programmkino im Prenzlauer Berg.

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Filmklassiker

Zeitlos #10

Alexander Kluge:

Abschied von gestern

+ 2 Vorfilme

selected by Rapid Eye Movies

Samstag, 21. Oktober, 22:15 Uhr und Sonntag, 29. Oktober, 16:15 Uhr

BRD 1966, 88 min, Buch & Regie: Alexander Kluge

Alexander Kluge: Abschied von gestern
© Kairos-Film

Anita G., einst Telefonistin und als Kind jüdischer Eltern 1937 in Leipzig geboren, flieht in den sechziger Jahren aus der DDR in den Westen. Nachdem sie nach einem Diebstahl eines Pullovers zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird, zieht sie in eine andere Stadt, bleibt aber auch dort in der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, die sie nicht annimmt, ständig auf der Flucht und scheitert immer wieder, ein neues Leben zu beginnen.

Als Vertreterin einer Plattenfirma fälscht sie Auftragsformulare, lebt über ihre Verhältnisse, wird die Geliebte ihres Chefs. Seiner Ehefrau zuliebe lässt er Anita jedoch eines Tages fallen und zeigt sie an. Unschuldig des Diebstahls beschuldigt, verliert Anita auch ihren nächsten Job. Sie versucht vergeblich, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Auch ihre Liaison mit einem verheirateten Ministerialrat bleibt nur von kurzer Dauer.

Alexander Kluges Spielfilm-Debüt »Abschied von gestern« stellt fest, dass der Abschied von der Vergangenheit historisch gesehen keine einfache Angelegenheit ist, selbst wenn man an die »Stunde Null« oder das »Wirtschaftswunder« glaubt. Anita G. aus der DDR ist die Personifikation dieser verdrängten Vergangenheit, weshalb ihr die Voraussetzungen fehlen, sich erfolgreich in die bundesdeutsche Gesellschaft einzugliedern. Dass sie aneckt, ist nicht ihre Schuld. Wie sie aneckt, zeigt Abschied von gestern anhand fast schon dokumentarischer Szenen, angereichert mit Zwischentiteln und fremden Texten, die von einem souveränen Gespür für die grotesken Momente des Alltags zeugen.

»Abschied von gestern« markierte einen programmatischen Bruch mit den damaligen Kino-Konventionen und wird als wegweisender Meilenstein des Neuen Deutschen Films angesehen, einer der ersten Spielfilme nach dem Oberhausener Manifest.
Bei den Filmfestspielen von Venedig im Jahr 1966 erhielt »Abschied von gestern« als erster deutscher Film seit 1941 eine Auszeichnung und wurde mit dem Silbernen Löwen honoriert. Prädikat: Besonders Wertvoll.

Vorfilme

Alexander Kluge knüpft Zusammenhänge und kreiert Konstellationen, kein Medium, kein Inhalt, kein Werk steht »alleine« da. Aus diesem Grund wurden von Kluge selbst 2 Kurzfilme aus seinem Schaffen ausgewählt, die einen inhaltlichen Rahmen zu »Abschied von gestern« bilden.

Lied der Medea

D 2023, 3 min, Regie: Alexander Kluge

Das Lied der Medea stellt einen aktuellen Kommentar zur Anita G. dar, mit dem Alexander Kluge die Brücke zur Gegenwart schlägt. Der Film, durch den Einsatz von KI entstanden, beschreibt durch die ästhetische Verschmelzung der Portraits der Anita G. (in »Abschied von gestern« dargestellt durch seine Schwester Alexandra Kluge) und einer hypothetischen Darstellung der aus der griechischen Mythologie stammenden Medea die Korrelation dieser beiden Figuren, denn sie teilen sich ein ähnliches Schicksal in der eigenen Tragödie: Beide handeln vermeintlich wider besseres Wissen. Durch die Missachtung von Bindungen und Verpflichtungen, die sich aus gesellschaftlichen Normen ergeben, eckt Medea ebenso wie Anita G. an dieser Gesellschaft an, sie sind die Umherirrenden, die immer Fremden, die Gedemütigten und die Verratenen, aber zu allem bereit.

Der Gärtner von Nürnberg

D 2017, 4 min, Regie: Alexander Kluge

Einen weiteren »Abschied von gestern« zeigt »Der Gärtner von Nürnberg«. Der für die Blumenrabatte auf dem Reichsparteitag seit 1934 zuständige Beamte der Stadt Nürnberg beendet am 30.4.1945 seinen Dienst. Der Gärtner bleibt zwar anwesend, aber nicht mehr teilhabend, die »Stunde Null« ist angebrochen und somit beginnt die moralische Belastung für die deutsche Nachkriegszeit, in der sich auch Anita G. behaupten muss.
Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (der auch in »Abschied von gestern« als er selbst auftritt und richtet und dem Kluge zahlreiche weitere Arbeiten gewidmet hat) wird durch die im Film gezeigten Szenen des Nürnberger Dokumentationszentrums und Parteigeländes assoziativ eingefangen, ohne dabei die Person oder das Leben Bauers zum Gegenstand zu machen.

Zeitlos – selected by Rapid Eye Movies

»There’s no such thing as an old film.« (Tilda Swinton)

Für die monatliche Filmreihe »Zeitlos« hat der Filmverleih Rapid Eye Movies eine Anthologie aus seinem Film-Katalog zusammengestellt. Wir möchten Euch in entlegene, unerhörte, nie zuvor gesehene filmische Welten führen, von Neugier getrieben und weitab des wohlverdienten Kanons der Filmkunst. – Let’s get lost!

rapideyemovies.de/zeitlos/

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