Das 38-Seelen-Dorf Jamel im Norden Mecklenburg-Vorpommerns gilt als rechtsextreme Hochburg. In den vergangenen Jahrzehnten zogen zunehmend Menschen aus der rechtsradikalen Szene in das Dorf. Sie beanspruchen mit rechten Parolen und Symbolen die Deutungshoheit und prägen den Alltag der kleinen Gemeinde. Inmitten dieser Umgebung lebt das Künstler-Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. Auf der Suche nach ländlicher Idylle zogen sie 2004 in den ehemaligen Forsthof in Jamel – und unterschätzten die Situation vor Ort.
Deshalb gründeten die Lohmeyers 2007 das Musikfestival »Jamel rockt den Förster« als Zeichen für Demokratie und Toleranz. Nach einem Brandanschlag auf ihre Scheune im Jahr 2015 erfährt das Festival großen Zuspruch und Unterstützung durch die deutsche Musikszene. Die Toten Hosen reagierten mit einer spontanen Solidaritätsbekundung und einer klaren Botschaft: »Es ist auch dein Land, und du bist schuldig, wenn du deine Augen davor schließt!« Mit ihrem Auftritt legten sie den Grundstein für ein wachsendes Netzwerk an Musiker*innen, die in den Folgejahren auf der Festivalbühne ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus setzten. Zu den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern, die in Jamel aufgetreten sind, gehörten Herbert Grönemeyer, Antilopen Gang, Casper, Juli, Alli Neumann, Marteria, Samy Deluxe, Sportfreunde Stiller und viele mehr.
Auch 2024 wurde das kleine Dorf für zwei Tage zu einem Ort des lauten und mutigen Protests: Die 17. Auflage des Festivals war innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Neben Element of Crime, Olli Schulz, Ebow, Wallis Bird, Querbeat und Heaven Shall Burn begeisterten Die Fantastischen Vier als Überraschungsgäste das Publikum.
Der preisgekrönte Regisseur und Autor Martin Groß, der für seine Musikdokumentation »Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin« 2022 u.a. mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, hat die Lohmeyers, ihr Festival und die Herausforderungen seit 2015 mit der Kamera begleitet. In seinem Film kommen neben den Lohmeyers und der Festivalleitung auch zahlreiche Musiker*innen zu Wort, darunter Olli Schulz, Die Fantastischen Vier und Heaven Shall Burn. Archiv-Aufnahmen von Künstlern wie Die Toten Hosen, Die Ärzte, Herbert Grönemeyer, Fettes Brot und Deichkind lassen die Geschichte und Entwicklung des Festivals lebendig werden.
Dank an ARD Kultur für die Unterstützung der Vorführung.
In the documentary “JAMEL – Lauter Widerstand”, director Martin Groß portrays the Lohmeyer couple and how they set a strong example for democracy and tolerance with the “Jamel rockt den Förster” music festival in the far-right village of Jamel. Supported by well-known bands such as Die Toten Hosen, Die Ärzte, Die Fantastischen Vier and Kraftklub, the festival has now attracted nationwide attention.
The village of Jamel, population 38, in the north of Mecklenburg-Western Pomerania is considered a right-wing extremist stronghold. In recent decades, more and more people from the radical right-wing scene have moved to the village. They set the tone with right-wing slogans and symbols and shape everyday life in the small community. The artist couple Birgit and Horst Lohmeyer live amidst this environment. In search of a rural idyll, they moved to the former forestry farm in Jamel in 2004 – and underestimated the local situation.
The Lohmeyers therefore founded the “Jamel rockt den Förster” music festival in 2007 as a symbol of democracy and tolerance. After an arson attack on their barn in 2015, the festival received great encouragement and support from the German music scene. Die Toten Hosen responded with a spontaneous show of solidarity and a clear message: “It’s your country too, and you’re guilty if you close your eyes to it!”. With their performance, they laid the foundation for a growing network of musicians who made strong statements on the festival stage in the following years against right-wing extremism. Numerous artists who have performed in Jamel include Herbert Grönemeyer, Antilopen Gang, Casper, Juli, Alli Neumann, Marteria, Samy Deluxe, Sportfreunde Stiller and many more.
Award-winning director and author Martin Groß who was awarded the Bavarian Television Prize for his music documentary “Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin” in 2022, has been following the Lohmeyers, their festival and their challenges with his camera since 2015.
Thanks to ARD Kultur for supporting the screening.