Das Programmkino im Prenzlauer Berg.

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Termine + Tickets

zum 62. Geburtstag

Christoph Schlingensief Geburtstags-Special

Schafe in Wales

Sonntag, 30. Oktober, 19:00 Uhr

zu Gast: Kameramann Martin Gressmann

BRD 1988, 65 min, Regie: Christoph Schlingensief, Buch: Sybille Lewitscharoff, Ulrich Moritz, Thomas Platt, Kamera: Martin Gressmann, Darsteller: Irm Hermann, Volker Spengler, Dietrich Kuhlbrodt, Sebastian und Christoph Müller  FSK: ab 16 Jahren

Schafe in Wales Setfoto
© Filmgalerie 451
am Set mit Irm Hermann und Volker Spengler

In »Schafe in Wales«, bei dem Schlingensief zum ersten Mal ein fremdes Drehbuch verfilmte, gelang es ihm, dem Plot die narrative Banalität auszutreiben, aus dem »Vorderen das Hintere« zu machen, keinen Streit (mit den Drehbuchautoren) zu vermeiden und die Schnittfassung, die als Kleines Fernsehspiel ausgestrahlt wurde, zu mißbilligen (er zog seinen Namen aus dem Vorspann zurück).

Aber auch in der publizierten Fassung hat sich Schlingensiefs Expressivität und Exzentrizität durchgesetzt. Täter und Opfer im Generationenkonflikt, Wölfe in Berlin und Schafe in Wales. Täter, deren verbrecherische Lust das überleben (sowie das Kunstwerk) garantiert, sind entgegen der landläufigen Erwartung, aber entsprechend dem Schlingensief-Kosmos die Kinder: die dicklichen und flinken Zwillinge Felix und Jacob. Im Tegeler Forst huschen Wölfe, eine hell erleuchtete U-Bahn rumpelt durch Nacht und Kälte und vereint die Protagonisten. Ein Erwachsener (Volker Spengler) sucht die Freundschaft der Kinder, um Verzweiflung und Aggression gegen kindliche Sicherheit und Unbefangenheit einzutauschen. Kindisch, gefährlich und potentielle Opfer sind die Erwachsenen: eine Hausfrau; ein Reiseleiter, der seine Gruppe »Rucki-Zucki« gröhlen läßt; die Besucher der (verbotenen) Hundekampfveranstaltung.

Die neueste Kiez-Mode ist mit dem Wolfs-Mythos vernetzt, und Schlingensief inszeniert eine von der Vergangenheit besetzte Albtraumwirklichkeit, die zu Tat und Verbrechen aufruft, will man überleben. Das Faszinosum der Väterwelt und der sündige Kitzel, sich ihrer zu entledigen, kommen in dem zum Ausdruck, was Schlingensief mit Vorbedacht extremisiert, überzeichnet und in eine makabre Groteske getrieben hat. Die emotionale Schichtung der aus ihrem narrativen Konnex weitgehend befreiten dramaturgischen Elemente, Geräusche, Ton, Musik setzt Intensitäten frei, die zur unmittelbaren Kommunikation führen.

Als Bonus-Film zeigen wir im Anschluss, um 20:30 Uhr, den Kurzfilm »Say Goodbye to the Story (ATT 1/11)«.

zur Zeit keine Vorstellungen

Christoph Schlingensief Geburtstags-Special

Sonntag, 30. Oktober, ab 19:00 Uhr

Christoph Schlingensief
© Ingo Pertramer

Christoph Schlingensief wurde am 24. Oktober 1960 in Oberhausen geboren. Nachträglich zu seinem 62. Geburtstag feiern wir ihn und sein künstlerisches Werk am Sonntag, 30. Oktober, ab 19:00 Uhr.

Mit Filmen wie »Das deutsche Kettensägenmassaker« und »Terror 2000«, Kunstinstallationen, Ausstellungen und aktionistischen Projekten, u.a. der Container-Aktion »Bitte liebt Österreich!« und der Parteigründung »Chance 2000« mischte er sich über zwei Jahrzehnte unbeirrt in den kulturellen und politischen Diskurs ein. Er realisierte vielbeachtete Theater- und Opern-Inszenierungen, z.B. an der Volksbühne, dem Wiener Burgtheater und dem Schauspielhaus Zürich.
Höhepunkte waren von 2004–2007 Wagners »Parsifal« in Bayreuth und 2007 »Der fliegende Holländer« in der legendären Oper von Manaus. Große Aufmerksamkeit erfuhr auch sein 2009 erschienenes Krebs-Tagebuch »So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein!«.
Zu seinen letzten Vorhaben gehörte die Einrichtung des Deutschen Pavillons der Biennale in Venedig 2011, für den er posthum mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.
Am 21. August 2010 ist Christoph Schlingensief viel zu früh gestorben.

Say Goodbye to the Story
© Filmgalerie 451

Irm Hermann wurde Mitte der 1960er Jahre durch ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekannt. In den 1980er Jahre traf sie einen zweiten Fassbinder: in Christoph Schlingensief, dem sie sich ganz zur Verfügung stellte und den sie von ähnlichem Furor angetrieben und von ähnlicher Lebensenergie gespeist fand. In »Die 120 Tage von Bottrop« und »Das deutsche Kettensägenmassaker« durfte Irm Hermann auch einmal laut werden.

2020 starb sie, und am 4. Oktober 2022 wäre sie 80 Jahre alt geworden. Wir wollen ihre Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief würdigen und drei Filme mit ihr zeigen:

»Schafe in Wales«, der noch unveröffentlichte erste Film mit Irm Hermann unter Schlingensiefs Regie, dazu »Die 120 Tage von Bottrop«, der legendäre letzte Neue Deutsche Film, und als Bonus-Film für alle Besucher*innen der beiden Langfilme zwischen den Vorstellungen der Kurzfilm »Say Goodbye to the Story«, der erst posthum auf der Berlinale 2012 uraufgeführt wurde.


Wie jedes Jahr spenden wir einen Teil der Einnahmen aus dem Geburtstags-Special an Schlingensiefs Kulturprojekt Operndorf Afrika in Burkina Faso!

mit freundlicher Unterstützung der Filmgalerie 451
 

Fr 30.05.

keine Vorstellung
Juni

Fr 06.06.

keine Vorstellung

Fr 13.06.

keine Vorstellung